Doch wie bereits oben erwähnt, betrifft dies ausschließlich mich selbst. Jeder der dies lesen mag, sollte seine eigene Meinung hierzu bilden, und auch dazu stehen.
Falls es damit Probleme geben sollte (wie ich mal annehme, denn es ist IMMER so!) ein einfacher Tip am Rande: Nicht immer alles so Bierernst nehmen


Und nun viel Vergnügen beim Studieren und lachen...
Werdet satt und dick, Marulf Wuchteisen.
Folgende Abhandlung wurde entnommen aus „Der Grüne Gnom“. Einem Phantastischen Rollenspielermagazin. Es handelte sich hierbei um die zweite Ausgabe, vom Juni 1987.
Die Soziologie des Elben oder
Spieglein, Spieglein an der Wand
Es gibt wohl kaum eine Richtung in der Kulturforschung, in der so umfangreiche Studien gemacht wurden und die gleichzeitig so umstritten ist wie die Elbenforschung. Dies wird um so erstaunlicher, wenn man feststellt, daß sich die Albenistik (im Gegensatz zu vielen anderen Forschungszweigen) auf einen gigantischen Sockel von Quellenmaterial stützen kann: Chroniken über Elben, Lieder auf Elben, Berichte über Elben, elbische Heldensagen, Laudatien auf Elben, Gedichte auf Elben etc. Dazu kommt, daß dieses Material eigentlich nicht in sich widersprüchlich ist, sondern ein eindeutiges Bild liefert: Elben sind schön, geistreich, elegant, schön, unabhängig, mächtig und schön. Dabei existieren auch einige Quellen, die nicht von Elben verfaßt worden sind, sondern z.B. von Halbelben.
Trotzdem gibt es Anzeichen dafür, daß die allgemeine Beurteilung der Elben nicht so einhellig ist, wie die Forschungsergebnisse der Albenisten. So erwiderte der (zwergische) Stadtkommandant Eisenbrech auf die Frage, mit welchen Mitteln er denn das elbische Minderheitenproblem lösen wolle: „Rattengift“. Auch sonst muß man sagen, daß Zwerge im Zusammenhang mit Elben weniger von Schönheit und Geist reden, als vielmehr von Verrat, Arroganz, Eitelkeit und Faulheit.
Diese doch nicht unerheblichen Unterschiede in der Beurteilung der elbischen Rasse provozieren natürlich zu der Frage: wer hat Recht? Gleichen die Elben eher dem Bild der Zwerge oder ihrem eigenen? Oder liegt die Wahrheit wie immer irgendwo?
Aus diesem Grunde habe ich diese Studie angefertigt, die ich (wiederum) in vier Kapitel eingeteilt habe.
Kapitel I: Sitten und Gebräuche der Elben
Aufgrund der Vielzahl der existierenden Elbenrassen ist es notwendig, sich auf eine zu beschränken. Hier wird – sofern nicht ausdrücklich anders angegeben- von Hochelben die Rede sein. Zunächst die Biologie:
Der Hochelb ist im Durchschnitt etwa 1,50m groß und schmal. Die Haut der Elben ist außerordentlich hell und hat starke Neigungen zum Sonnenbrand. Die Ohren der Elben laufen spitz zu, ihre Augen sind mandelförmig und ein wenig schräg gestellt. Das Haar der Elben ist in den meisten Fällen ebenso hell wie ihre Haut, es gibt aber auch Ausnahmen mit pechschwarzem Haar. Elben haben keinen Bartwuchs und so gut wie keine Körperbehaarung. Ihre Haut ist daher sehr glatt und bleibt es erstaunlicherweise bis ins hohe Alter.
Das bedeutet für einen Elben eine rechte lange Zeit, denn Hochelben haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 1240 Jahren, man hat sogar schon von Elben von fast 2000 Jahren Alter gehört. Erstaunlicherweise haben die Elben jedoch wie die Menschen eine Schwangerschaftsdauer von neun Monaten (was die Geburt von Halbelben ermöglicht). Diese relativ kurze Schwangerschaft zusammengenommen mit der Zeugungsfähigkeit der Elben (die mindestens 800 bis 900 Jahre andauert) sollte vermuten lassen, daß sie sich wie die Kaninchen vermehren. Dem ist aber nicht so. Eine der wesentlichen Ursachen für diese normale Geburtenrate ist sicherlich die starke Tendenz zur Elben zur Gleichgeschlechtlichkeit, deren Rate zwischen 60% und 90% geschätzt wird, weil sie sich etwa in diesem Rahmen in der Liebeslyrik der Elben niederschlägt.
Dieser außergewöhnliche Zustand hat eine seiner Wurzeln sicherlich in der Elbischen Ästhetik. Denn in allen elbischen Quellen spiegelt sich ein ungemein intensives Verhältnis zu allem schönen. Dazu rechnen die Elben neben der Schönheit der Natur, der Kunst und der Zauberei vor allem ihre eigene.
Es gibt kaum etwas, was einen Elben so fasziniert, wie sein eigenes Spiegelbild. Das geht so weit, daß der menschliche Albenist Alfwin die sogenannte „Narzissentheorie“ entwickelte, daß es sich bei den gesamten gleichgeschlechtlichen Liebesgedichten um Liebeserklärungen an sich selbst handelt.
Alfwin will sogar Zeugnisse von einem Ritus der „Narzissenhochzeit“ haben, einer Art Selbstvermählung. Sollte Alfwin recht haben, so würde auch seine Theorie die schwache Bevölkerungsentwicklung der Elben erklären.
Sicher jedenfalls ist, daß die Elben ein ausgeprägtes Bewußtsein ihrer eigenen Schönheit haben. Eine der Ursachen für diese durch alle Lebensstadien anhaltende Eitelkeit ist sicherlich die Tatsache, daß selbst alte Elben noch genug Grund haben, eitel zu sein. Obwohl ihre körperliche Fitneß nachläßt mindert sich ihre Ansehnlichkeit bis zum Tode kaum (natürlich nicht nach zwergischer Ästhetik, die Elben nur als ´bartlose, schwächliche Lumpen´ begreift). Für dieses Phänomen hat der elbische Albenist Meleas eine einfache Erklärung: „Was uns der Weltschöpfer aufgrund seiner Liebe zu unserem Volk an Falten, Borsten und Krampfadern ersparen wollte, hat er einfach den Zwergen gegeben.“
Die Elben lieben Gesang und Dichtkunst. Zu jeder Gelegenheit sind sie bereit zu rezitieren oder zu singen, vornehmlich eigene Stücke. Und obwohl sie (außer von Zwergen) unbestritten Meister dieser Künste sind, drängt sich der Eindruck auf, daß die Elben in sich selbst ihren begeistertsten Zuhörer haben. Diese Tendenz zur Innenschau zeigt sich gerade auf Festgelagen besonders deutlich. Während die meisten Wesen (d.h. Menschen, Halblinge, Gnome, Zwerge etc.) in alkoholisiertem Zustand eher jovial und ausgelassen werden, werden Elben –gemeinhin- eher ruhig, bis sie sich im Vollrausch mit einem breiten Lächeln ihr Spiegelbild im Weinglas betrachten.
Ähnliches gilt natürlich für die bildenden Künste, aber nicht für das Verhältnis der Elben zur Natur. Denn die Elben fühlen sich –das zeigen Myriaden von Gedichten- als festen Teil der Natur und lieben sie daher fast so sehr, wie sich selbst lieben. Das heißt, die Liebe der Elben zur Natur ist gewaltig. Und gerade weil sie ihr eigenes Wesen in der Vollkommenheit der Natur wiedergespiegelt zu sehen glauben, neigen Elben dazu, Menschen, Zwerge und Orks als bedauerlichen Betriebsunfall der Weltschöpfung anzusehen, was ihnen von zweien dieser Rassen mit gleichem vergolten wird. Jedenfalls sind Elben –besonders Waldelben- in der Lage, einen Baum als ein Mitwesen zu betrachten, das ebenfalls eine Existensberechtigung hat. Leider wird diese Einstellung nicht von allen geteilt („Ein Baum ist Brennholz, das im Weg steht!“ ein unbekannter Zwerg), was nicht selten schon zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt hat.
Ehrlicherweise muß man jedoch zugeben, daß die Konfliktträchtigste Neigung der Elben nicht ihre Liebe zur Natur ist. Denn obwohl sie materiellen Gütern nicht so stark verfallen sind wie beispielsweise die Zwerge, gibt es etwas, das Elben so manchen moralischen Grundsatz vergessen läßt; Magie. Einen der Gründe liefert
Kapitel II: Die elbische Gesellschaft
Dies ist ein besonders schwieriges Thema der Elbforschung, denn vielen fehlt es an Verständnis für die Gesellschaftsform der Elben, die wie kaum eine andere auf dem Prinzip der Unabhängigkeit des Einzelnen beruht. Bei den Elben heißt das „Freiheit“, bei den Zwergen „Chaos“.
Das fängt schon damit an, daß es bei den Elben zwar Könige gibt, aber keine Macht. Den Einfluß, den ein elbischer König hat, hat er aufgrund seiner persönlichen Ausstrahlung. Wem die Anordnungen, d.h. die Ratschlüsse des Königs einleuchten, wem der König sympathisch ist, der schließt sich ihm an. Die Elben kennen nicht das Prinzip der Loyalität (zu einer bestimmten Königsfamilie, einem Land oder einem Amt) sondern nur das der persönlichen Freundschaft und Bewunderung, denn – so der berühmte Staatstheoretiker Iluniel - : „Ein Goldreif auf dem Kopf macht aus einem Lumpen immer noch keinen anständigen Charakter.“ Iluniel prägte den Begriff des ´Freundschaftskönigtums´. Bei den Zwergen entwickelte sich parallel dazu der Begriff des ´Kasperkönigtums´.
´Freundschaftskönigtum´ bedeutet in der Praxis, daß die Ratschlüsse des Königs fast immer angenommen werden (nicht zuletzt, weil der Elbenkönig nur aufgrund seiner Ausstrahlung zu einem solchen gekürt worden ist), aber es bedeutet zum Beispiel auch, daß es das Delikt der Befehlsverweigerung einfach nicht gibt. Schließlich ist die Folgschaft freiwillig. Diese Haltung hat natürlich weitreichende Folgen.
So gibt es bei den Elben so gut wie keine großen Städte, weil der überwiegende Teil der Elben Selbstversorger sind. Was sie zum Leben brauchen holen sie sich aus dem Wald oder sie erschaffen es mit Hilfe ihrer Magie, die in der elbischen Gesellschaft eine sehr wichtige Rolle einnimmt.
Die Familienbande der Elben sind ebenso lose wie stark, denn obwohl flügge gewordene Elben sich rasch selbstständig machen, hält nichts so lange und fest wie eine Elbenfreundschaft. Was in der elbischen Gesellschaft an materiellen Banden fehlt, wird durch emotionale Bande ersetzt. Ja, Iluniel geht sogar so weit zu sagen: „Nur weil uns nichts aneinander bindet, finden wir einander“. Dieser Widerspruch zwischen der starken Verbundenheit einerseits und der völligen Ungebundenheit andererseits kennzeichnet alle elbischen Beziehungen.
Daraus erklärt sich auch eine sprachliche Eigenheit der Elben. Denn im elbischen gibt es kein „Du“, ja, nicht einmal ein „Sie“, sondern nur das sehr distanzierte „Ihr“. Meleas (s.o.) begründet dies mit der Achtung, die jeder Elb vor der Unabhängigkeit des anderen hat, ganz abgesehen davon, daß es bei den Elben keine Standesunterschiede gibt, die sprachlich hervorgehoben werden müßten. Denn wie das Elbensprichwort heißt: „Einen Titel braucht nur, wer keinen Namen hat“.
Rein sprachlich wehren sich die Elben übrigens auch gegen die aus ihrer Sicht abwertende Bezeichnung „Chaotisch“-gut. Sie neigen zu Formulierungen wie „freisinnig“ oder „unabhängig“.
Das Extrem individualistische Verständnis der Elben wirkt sich natürlich auch auf
Kapitel III: Die elbische Justiz
aus. Denn wo es keine Institutionen gibt, gibt es auch keine Gesetze. Oder um es mit zwergischen Kategorien zu formulieren: Es herrscht nahezu schrankenlose Willkür! Die einzigen Schranken sind die Gutartigkeit der Elben und ihre Unlust, sich mit Gefangenen zu befassen.
Daher kommen Straftäter meist mit ein paar derben Stößen davon, sofern sie keinen bleibenden Schaden verursacht haben. Diebe beispielsweise werden im Normalfalle des Diebesgutes, sowie ihres ´eigenen´ Eigentums entledigt und dann verjagt. Vom Einsperren halten die Elben nicht viel da sich zum einen das Problem ergäbe, wo man die Leute einsperren sollte, und zum anderen, weil niemand Lust hätte, die Gefangenen zu bewachen und zu versorgen.
Hinrichtungen sind den Elben verhaßt, und man sagt, Daß sie sogar einen Zwerg vor dem Strang bewahren würden, wenn sie bedauerlicherweise Gelegenheit dazu hätten. Auch sonst sind Elben nicht gerade eine Freude für die Justizbeamten ihrer Nachbarvölker, denn Freunde vor dem Zugriff des Gesetzes zu schützen ist Ehrensache bei den Elben.
Die härteste Strafe, die Elben selbst vollstrecken ist das Aussetzen in der Wildnis, in Härtefällen waffenlos, bzw. bei Spruchsprechern ´feebleminded´. Diese Strafe trifft normalerweise ausschließlich Mörder. Neutralen Elben macht es aber auch nichts aus, einen Gegner im Kampf zu töten. Gutartige Elben versuchen meist, das Leben des Gegners zu schonen, wenn es sich nicht gerade um einen persönlichen Todfeind oder gar einen Ork handelt.
Kapitel IV: Das Heereswesen
Da dieses Kapitel wie kein anderes Einblick in die Denkweise der Elben gewährt ist es besonders interessant, die Darstellung eines Heeresspezialisten, des Zwergen Erzhelm Hammerfaust dazu zu lesen, die der Chronik des zweiten, großen Orkkrieges entnommen ist, in dem Elben und Zwerge (O Wunder!) auf einer Seite kämpften.
„Ich war im Palast des bartlosen Lumpenhäuptlings, um ihn um Unterstützung zu bitten – schlimm genug. Ich wurde zwar sofort vorgelassen (d.h. niemand hielt mich auf), und Clead erteilte mir auch sofort eine Zusage (wenn auch mit gerümpfter Nase), aber auf meine Frage, wieviele Krieger er denn zur Verfügung stellen würde, erwiderte er gestelzt: „Nicht einen.“ Kam sich wohl sehr geistreich vor. Meine Wut noch einmal herunterschluckend formulierte ich erneut: „Wieviele Krieger werdet Ihr mitnehmen?“ – „Nun, man wird sehen.“ Nachdem ich mich von meinem Schreikrampf erholt hatte und wieder in der Lage war, meine Umgebung wahrzunehmen, bemerkte ich, daß die Halle in Bewegung geraten war. Immer mehr bartlose Lumpen strömten herein, andere liefen noch einmal hinaus und kamen mit anderen wieder. ´Sagenhaft´, dachte ich mir, ´ein echter Sauhaufen.´ Eigentlich hätte man den Inhalt der Halle kompostieren sollen.
Nach einiger Zeit erhob Clead seine Fistelstimme über die chaotische Unruhe: „Meine Freunde, ich breche jetzt auf. Wer mich begleiten will, möge mich begleiten!“ Was für eine Aufforderung! Der Mann hatte die Autorität eines toten Goblins. Aber der Sauhaufen setzte sich in Bewegung und folgte dem Oberkasper. Schlachtordnung? Keine Spur. Eine Disziplin wie die Schmeißfliegen: immer dem Geruch nach...“
Im Folgenden beschreibt Hammerfaust in farbigen Bildern den Marsch zum Schlachtfeld und teilt dem geschätzten Leser seine Auffassung über das elbische ´Feldlager´ mit („Nach der Schlacht hätte es nicht schlimmer aussehen können.“). Wir springen jedoch gleich zum entscheidenden Punkt, der Schlacht selbst.
„In der zweiten Stunde der Schlacht bemerkten wir dann, daß sich jetzt auch einige von dem blassen Gesindel dazugesellt hatten, obwohl nicht so klar zu erkennen war, auf wen sie ihre Pfeile abfeuerten. Clead hatte seine Morgentoilette wohl abgeschlossen und griff nun höchstpersönlich in den Kampf ein. Ich gab eine Warnung an unsere Truppen durch. Zugegebenermaßen war es erstaunlich, wie der Lumpenkönig es geschafft hatte, in den Rücken des Feindes zu kommen, aber beim Anblick der elbischen ´Formation´ konnte einem das Lob schnell vergehen: Rechts stürmt vor, was sich links zurückzieht, während in der Mitte Verwundete von Leuten, die sich eingraben oder nach vorne stürmen, nach hinten, von wo Heckenschützen unkoordiniert in die Menge feuerten, so daß der König sich immer weiter zur Seite... , nunja, Sie haben einen Eindruck. Es ist ein Wunder, daß wir die Schlacht gewonnen haben.“
ANHANG:
Sicherlich wird sich auch der geschätzte Leser jetzt ein Urteil in dem Streit um die Albenistik gebildet haben. In der Tat, er hat recht!
(Text: Johann Knigge)